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Takayama


Die Reise von Kyoto nach Takayama startete gleich mit zwei Premieren: die erste Fahrt in einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug, Shinkansen, und das erste Sushi. Letzteres in einer sogenannten Eki-ben, eine im Bahnhof gekaufte Lunchbox. Ab Nagoya reisten wir in einem Wide View Zug. Dieser fährt zuerst über flaches Ackerland und schlängelt sich bald entlang eines Flusses durchs Tal mit beidseitig dicht bewaldeten Bergen. Man könnte denken, man sei in Kanada.


Notgedrungen machten wir eine weitere neue Erfahrung: Da die Unterkünfte in Takayama während des Herbstfestes entweder ausgebucht oder viel teurer sind, übernachteten wir in einem Schlafsaal-Doppelbett mit Vorhang (anfangs Juni gebucht!). Wohl fast wie in einem landestypischen Kapselhotel.


Beim besagten Herbstfest verlässt der Kami (Shinto Gott) den Hachiman Schrein und darf sich zum Erntedank das Städtchen ansehen. Das Highlight ist am Abend des ersten Festtages: Elf Yatai (reich verzierte Holzwagen) werden durch die Strassen gezogen, begleitet von Trommel- und Flötenmusik. Die mit Laternen behangenen Yatai versammeln sich schliesslich auf der Hauptstrasse. Zur Musik führt eine Gruppe den Shishimai auf. Bei diesem tragen je zwei Tänzer einen holzigen Löwenkopf und schnappen dabei mit dessen Maul, mal mehr, mal weniger im Takt der Musik.




In Takayamas Altstadt stehen gut erhaltene, meist zweistöckige Kaufmannshäuser aus der Edo-Zeit entlang schmaler Gassen. Beidseitig plätschert das weitestgehend zugedeckte Bächlein. Während dem Fest stehen hier rot-schwarz lackierte Holzpfosten mit Laternen und Papierschirmen. Zusammen mit den dunklen Holzhäusern gibt es am Abend eine besonders schöne Stimmung.




Um dem Festrummel zu entfliehen, beschlossen wir, den auf dem Stadtplan eingezeichneten Rundweg zu gehen. Dieser entpuppte sich als Halbtageswanderung zu Tempeln, durch Quartiere und nach kurzem, steilem Aufstieg durch einen sehr bewaldeten Park. Er erinnerte ein bisschen an den Spiezbergwald.




Fünfzig Minuten Busfahrt von Takayama entfernt, liegt das Dorf Shirakawa-go. Es gehört wegen den alten, immer noch bewohnten Holzhäusern mit den spitzen Schilfdächern zum UNESCO Weltkulturerbe. Diese Ernennung hat sicher etwas Ehrenvolles. Jedoch bringt sie auch Touristenströme mit sich, die aus verständlichen Gründen nicht bei allen Bewohnern willkommen sind. So wurden wir von einer Dame rabiat weggescheucht, weil wir auf dem Feldweg vor ihrem Haus ein Foto machen wollten. Ironischerweise bewarb ein Schild neben ihrer Haustüre ein Cafe und zwar nicht nur auf Japanisch.




Taifun Hagibis veranlasste die Eisenbahnunternehmen, die meisten Strecken zu sperren. Wir sassen daher in Takayama fest. Unsere bisherige Unterkunft war ausgebucht, weshalb wir über die Strasse vom Hostel mit Gemeinschaftsbad und -zimmer ins Hotel mit Doppelzimmer und eigenem Bad wechselten. Hier konnte ich zum ersten Mal ein japanisches Bad, Onsen, geniessen.

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