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St. Petersburg

Als wir in Tallinn auf den Bahnsteig mit dem wartenden Zug nach Russland traten, beschleunigte sich mein Puls markant. Sind unsere Plätze frei? Was, wenn es eine Doppelbuchung gegeben hat? Werden wir uns ohne Russischkenntnisse durchschlagen können? Diese und weitere Fragen und Zweifel gingen mir durch den Kopf. Okay, einmal tief Luft holen, Billet heraussuchen und beim reservierten Wagen der dort stehenden Zugbegleiterin vorweisen. Nach der Passkontrolle zeigte sie auf einer Liste unsere Namen und Sitzplatznummern. Wir wurden also erwartet – erste Erleichterung. Im unerwartet modernen Liegewagen inklusive WLAN reisten wir im 4er-Abteil zusammen mit einem jungen, russischen Ehepaar und Baby Richtung unserer ersten Station in Russland. Der Puls ging an der Grenze erneut in die Höhe. Nach der estnischen Grenzkontrolle, wo der Zug etwa 20min stand, fuhren wir über den Grenzfluss – beidseitig sind die Grenzen mit Stacheldrahtzaun gesichert –, um auf der russischen Seite etwa 45min zu warten. Zu Beginn wurden alle Pässe eingesammelt und anschliessend die Abteile während der Wartezeit mehrere Male, unter anderem auch mit Spürhund, durchsucht. Dies scheint im Fahrplan einberechnet zu sein, denn wir erreichten St. Petersburg pünktlich um 23:59 Uhr. Dadurch erwischten wir kurz vor Betriebsschluss die Metros zur Unterkunft.


St. Petersburg beeindruckte mich vor allem durch seine Ausmasse. Was auf der Karte nach Gehdistanz aussieht, sind schnell mal mehrere Kilometer. Man passiert riesige gut gepflegte Gebäude und dazwischen grosszügig angelegte Parkanlagen. Trotz eingerüstetem Turm bietet die Auferstehungskathedrale einen schönen Anblick.



Auf der Haseninsel steht, umringt von einer Festung und schon von Weitem sichtbar, die Peter-Pauls-Kathedrale. Der Turm mit der unglaublich langen, goldenen Spitze ist über 120m hoch. Vor der Kathedrale sind Bänke aufgestellt, um die Höhe sitzend erfassen zu können.



Der Schlossplatz ist der wohl grösste Platz inmitten einer Stadt, den ich je gesehen habe. Er wird umgeben vom Generalstabsgebäude mit integriertem Triumphbogen (Sieg über Napoleon) und dem Winterpalast, der mit der Eremitage die weltweit bedeutendste Kunstsammlung beinhalte. Nein, wir haben sie nicht besucht, sondern bei strahlend schönem Wetter von aussen bestaunt.



Während wir die Stadt erkundeten, traten an fast jeder Ecke Strassenkünstler auf. Dies auf hohem Niveau und notgedrungen mit Verstärker – mit Generator oder Autobatterie betrieben –, um den Strassenlärm zu übertönen. Weiter wurde unsere Aufmerksamkeit auf Werbung gelenkt, die mittels Beamer auf das Trottoir projiziert wird. Wir waren und sind stets auch damit beschäftigt, Kyrillisch zu entziffern. Es ist, als lernte man neu lesen. Jedes entschlüsselte Wort ist ein Erfolgserlebnis. Plötzlich steht da ein auch im Deutschen bekanntes Wort. Was könnte zum Beispiel «картофель» heissen? Die Auflösung gibt es in einem anderen Beitrag…

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