Dieses Wochenende durfte ich mit meiner Gastfamilie zum Campen nach Pemberton fahren. Brian und Logan waren bereits am Dienstag vorausgefahren. Wir, Kimberly, Gus, die zwei Hunde und ich folgten am Freitagmorgen. Tagwache war um 5:00 Uhr, um die Rush Hour umgehen zu können. Wir fuhren durch Landschaften, die an die Schweiz erinnerten: hügelig, saftig grüne Wiesen und Wälder. Natürlich entspricht dieser Vergleich nur bedingt der Wahrheit. Im Verlaufe der nächsten Monate werden diese Wiesen braun. Weiter sind die Bäume viel höher, die Stämme astlos und eben ganz anders als unsereins es gewohnt ist. Auch kann man in der Schweiz kaum mehrere Stunden durch einen Wald fahren, ohne ein Haus oder Anzeichen von Zivilisation zu sehen, es ist wie in einer anderen Welt. Und plötzlich, ohne Vorwarnung fährt man inmitten durch ein Städtchen und beim nächsten Augenzwinkern befindet man sich wieder inmitten uralter Giganten. Im Nachhinein betrachtet, gefiel mir gerade die Fahrt durch die Wälder sehr gut. Es waren sehr interessante Licht-Schattenspiele zu bewundern und es wirkte so friedlich, so unberührt.
![Der Campground](https://static.wixstatic.com/media/9e3837_83a324ab83074151a6faee709576fe6d.jpg/v1/fill/w_980,h_653,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/9e3837_83a324ab83074151a6faee709576fe6d.jpg)
Der Campground, eine Lichtung mit zwei Feuerstellen, einigen Bänken und Tischen und einem Plumpsklo, ist zwanzig Autominuten vom Städtchen Pemberton entfernt. Mobile Netzabdeckung sucht man hier vergebens. Nicht, dass ich es vermisst hätte. Ich wollte es nur erwähnt haben. In der Nähe, per Velo schnell erreichbar, ist ein See, an dem ein künstlicher Strand zum Baden und Barbecue Areas errichtet wurden. Hier ging ich mit gemischten Gefühlen baden. Die Enten hielten sich verdächtig nahe am Ufer auf und das Wasser ist trübe. Man sähe das Krokodil also nicht, oder erst wenn es zu spät ist... Am Morgen wurde ich jeweils vom Kukabara geweckt, dessen Gezwitscher an Affen erinnert. Beim Eindunkeln wurden die Frösche aktiv. Dabei war auch ein Geräusch, das ich noch nie zuvor gehört hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob es von Vögeln oder von Fröschen stammt. Es klang als ob kleine Pauken geschlagen würden. Es gäbe auch so genannte "Motorbike frogs". Gehört habe ich bisher keinen, die Bezeichnung finde ich aber sehr amüsant und ich kann mich nicht ganz von der Vorstellung des "Crazy Frogs" lösen. Einmal führte ich die Hunde aus. Am Wegrand war ein Warnschild und während ich mich noch fragte, ob es eine Schlange darstelle, sah ich eine, keine drei Meter entfernt, auf dem Weg liegen. Glücklicherweise suchte sie die sicheren Büsche auf, sobald die Hunde sie entdeckt hatten. Diese sahen natürlich ein Spielzeug und waren schwer zum Weitergehen zu bewegen. Einmal mehr wurde ich dieses Wochenende vom schnellen Eindunkeln beeindruckt. Die Sonne ging um 18:15 unter, um 19:00 war es bereits finster. So sass man am Lagerfeuer, wurde müde, beschloss, langsam zu Bett zu gehen und schaute dann auf die Uhr, um festzustellen, dass noch nicht mal 22:00 Uhr ist.
![Mount Chudalup](https://static.wixstatic.com/media/9e3837_662bc6344e3e4e54bf981865b1a55d3f.jpg/v1/fill/w_980,h_653,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/9e3837_662bc6344e3e4e54bf981865b1a55d3f.jpg)
Wir durften eine befreundete Familie aus Frankreich begleiten, die den Mount Chudalup besichtigten und bestiegen. Es handelt sich hierbei um einen riesigen Felsen, ihn Berg zu nennen empfinde ich als, naja, Übertreibung. Anyway, die Aussicht war super: eine riesige Fläche Wald, in der Ferne das Meer, dazwischen Steppe oder besser Buschland. Im gesamten Gebiet herrschten erst kürzlich Wald- und Buschbrände, was in Australien für gewöhnlich eine grosse Fläche bedeutet. Wir fuhren eine halbe Stunde durch einen Wald, in welchen jeder Baumstamm schwarz war. Erstaunlich: die Pflanzen schienen nicht beschädigt, sondern trugen frische, grüne Blätter. Später erfuhr ich, dass einige Pflanzen das Feuer benötigen, um wachsen zu können. Es könnten sich also teilweise um kontrollierte Feuer gehandelt haben. Auf dieser Sightseeing Tour ging es weiter nach Windy Harbour. Man kann diese Ansammlung von Häusern vielleicht Dörfchen nennen, aber nicht mehr. Obwohl sie fix sind, wirkte das Ganze auf mich sehr provisorisch. Am Samstag war der Grand Footy Final, den man im Pemberton Sportsmen's Club verfolgte. Es spielten die Eagles (!) gegen die Hawthorn Hawks, ein Team aus Melbourne. Doch die Eagles wurden richtiggehend in den Boden gestampft, zertrümmert, vernichtet. Bereits im dritten Viertel lagen sie mit über 30 Punkten im Rückstand. Brian, der sein Team nicht verlieren sehen wollte, nahm Gus und mich noch vor Ende des Spiels mit zum Bicentennial Tree. Dies ist ein 65 Meter hoher Karribaum mit Sprossen zum Besteigen. Die einzige Sicherung ist ein grobmaschiges Netz auf der Aussenseite. In der Baumkrone ist eine Plattform, die ursprünglich als Feuerausguck benutzt wurde. Von hier aus sieht man, soweit das Auge reicht, Bäume. Ausserdem wirkt es nicht gar so hoch, da das Blätterdach den Boden grösstenteils verdeckt.
![Bicentennial Tree](https://static.wixstatic.com/media/9e3837_9fbfafa8d8554ea39f66d042d99d442b.jpg/v1/fill/w_980,h_1470,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/9e3837_9fbfafa8d8554ea39f66d042d99d442b.jpg)
Um nicht noch einen Schultag zu verpassen, machten Gus und ich uns am Sonntag Vormittag per ÖV auf den Weg nach Perth. Die Verbindung wäre gar nicht so schlecht: 2.5 Stunden per Bus nach Bunbury und von dort per Bahn weiter, Reisezeit 6 Stunden. Nur leider war aufgrund der Schulferien der Zug ausgebucht. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da er aus genau drei Wagen bestand. Wir hatten also in Bunbury vier Stunden totzuschlagen, um dann einen Bus nach Perth nehmen zu können. Im nahe gelegenen menschenleeren Jaycee Park, der, kombiniert mit der düsteren Stimmung, ein bisschen an die Bilder des Rummelplatzes von Prypjat erinnerte, versuchten wir, unsere Hausaufgaben zu machen. Dieses Unterfangen war jedoch nicht wirklich effizient. Trotzdem ging die Warte- und dann auch die Restreisezeit ziemlich schnell vorüber. Abgeladen wurden wir in East Perth, was heisst, dass wir zuerst in die Stadt mussten und von dort nach Scarborough. Wir hatten Glück und erwischten die letzte Verbindung. Somit die Kurzrekapitulation: Abfahrt in Pemberton: 11:20 Ankunft zu Hause: 22:00 Reisezeit: beinahe 11 Stunden Zu erwähnen ist noch, dass wir als Studenten 46$ zahlten.
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