Heute ging es für mich zum zweiten Mal nach Fremantle. Moritz, Melanie, Lena, Sarah und Nicole waren mit von der Partie. Wir erkundeten als Erstes den Market, dessen Seiteneingang unscheinbar von einer viel befahrenen Strasse erreicht wird. Man tritt ein und findet sich in einer grossen, in drei Sektionen unterteilte, Markthalle, wo man alles findet, was das Herz begehrt. Von frischem Gemüse über deutsche Bratwurst bis zu Hüten aller Grössen und Farben, von Souvenirs über Cupcakes bis Massagen, kann man hier gut und gerne einen halben Tag verbringen, ohne dass einem langweilig würde. Doch wir waren ja nicht nur deswegen hierher gekommen.
![Markthalle](https://static.wixstatic.com/media/9e3837_2a191bf3a0fd416e81e7de8dc1a97c5f.jpg/v1/fill/w_980,h_653,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/9e3837_2a191bf3a0fd416e81e7de8dc1a97c5f.jpg)
Deshalb ging es weiter zum Fremantle Prison, wo wir an einer sehr interessanten Führung teilnahmen. Das Gefängnis besteht aus drei Zellentrakten. Es war eines der ersten Gebäude in Perth, das von freien Menschen errichtet wurde. Toiletten gab es keine, Klimaanlagen schon gar nicht. Im Sommer konnte es daher gut und gerne über 40°C werden. In den Aussenhöfen, wo die Häftlinge den Tag zu verbringen hatten, gab es bis in die 70er Jahre keine Unterstände, die Schutz vor Sonne oder Regen gewährt hätten. Ebenfalls in den 70er Jahren wurden die Zellen als für zu klein befunden. Man machte daher aus zwei Zellen eine, stiess aber schnell an die Kapazitätsgrenze. Als logische Schlussfolgerung mussten sich zwei Häftlinge eine Zelle sowie einen Eimer fürs persönliche Geschäft teilen. Inhaftierte mit Fehlverhalten wurden bestraft, je nach Gewicht mit einem Kreuzlauf, Peitschenhieben oder Isolationshaft. Der Kreuzlauf wurde auf einem Platz mit zwei sich gegenüberstehenden Wänden ausgeführt. An beiden sind Zahlen angebracht. Der Wärter sagte eine Nummer und der zu Bestrafende hatte zu der gesagten Nummer zu rennen. Die Nummern 6 und 16 fehlen, da die 6 für den Henkersknoten und die 16 für den Henker und die Schlinge standen. Für die Peitschenhiebe musste ein Arzt zugegen sein, der den Häftling als gesund genug für die Bestrafung zu befinden, während der Prozedur dessen Gesundheit im Auge zu behalten und dessen Tod zu verhindern hatte. Die Isolationszellen sind in einem separaten Gebäude, dessen Wände ausgesprochen dick sind. Die Zellen haben ein winzigkleines quadratisches Fenster auf unerreichbarer Höhe, kein Bett, kein Stuhl, nothing. Es ist wenig erstaunlich, dass es auch eine Exekutionskammer gibt, dunkel, düster, keine weiteren Details. Der schönste Platz für die Inhaftierten war die Kapelle. Der Gottesdienst war das wöchentliche Highlight und die einzige Gelegenheit, Frauen zu sehen. Das Gefängnis wurde im Jahre 1991 geschlossen.
![Das Gefängnis von aussen](https://static.wixstatic.com/media/9e3837_a0c8326308054558ae0d6591d81ba845.jpg/v1/fill/w_980,h_653,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/9e3837_a0c8326308054558ae0d6591d81ba845.jpg)
Ich war sehr erstaunt über die Zustände, die dort vorherschten und noch mehr, wie lange das von der Regierung so geduldet wurde. Auftauchend aus diesem beklemmenden Kapitel Fremantles, machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Im Anschluss fanden wir den Weg zum Boat Harbour und zur Brauerei "Little Creatures". Wir wollten eigentlich ins Restaurant, wurden aber aufgrund fehlendem Pass nicht hereingelassen. Einschub zum Thema "Ausweiskontrolle im Ausgang": Eine Identitätskarte wird grundsätzlich nicht akzeptiert. Ich wurde mehrere Male weggewiesen, weil ich den Pass nicht dabei hatte. Mir wurde aber gesagt, dass der Führerausweis zum Teil sogar anerkannt werde, die ID aber nicht. Komische Aussies. Zurück nach Fremantle. Weil uns der Zutritt zum Restaurant verwehrt wurde, gingen wir halt in die Brauerei und probierten dort verschiedene Biere. Auf der Suche nach dem WC stellten wir dann eine Passerelle, die die Brauerei mit dem Restaurant verbindet, fest. Eine Zugangskontrolle fehlte hier. Es könnte manchmal so einfach sein. Auf dem Rückweg zum Bahnhof konnten wir einen malerischen Sonnenuntergang bewundern. Es wurden mehrere Photoshootings abgehalten.
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